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© Kirchengemeinde Lichtenhagen Dorf, Mecklenburg

Klimafreundliche Heizungstechnik

Gemeindehaus, Verwaltungsgebäude oder Kindergarten: Unzählige Gebäude in der Nordkirche müssen beheizt werden. Hier gibt es viele Möglichkeiten, Energie und Emissionen einzusparen. Dafür sind häufig keine großen Investitionen oder fachliche Hilfe nötig. 

Wichtig ist es in jedem Fall, die einzelnen Teile einer Heizung zu kennen und zu verstehen, wie diese richtig eingestellt werden. Nur dann laufen Heizanlagen effizient und energiesparend. 

Für den Austausch oder Umbau der Heizungsanlage gibt es klimafreundliche Systeme, die sich auch für kirchliche Gebäude eignen.

Besondere Anforderungen müssen beim Heizen von Kirchen beachtet werden, denn hier müssen Orgeln und wertvolles Inventar geschützt werden.

Heizung in kirchlichen Gebäuden - eine Begriffsbestimmung

Von einer Heizung sprechen wir immer dann, wenn Wärme aus einem Energieträger erzeugt wird. Ob diese Wärmeerzeugung durch das Verbrennen von fossilen Energieträgern, wie Erdgas, oder den Einsatz von Strom in einer Wärmepumpe passiert, ist dabei nicht ausschlaggebend. Auch der Übertragungsweg dieser Wärme in ein Gebäude kann durchaus unterschiedlich sein. Jeder kennt Heizkörper, durch die heißes Wasser strömt, aber es gibt auch elektrische Heizungen, die Wärme allein aus Strom erzeugen. 

Einen Sonderfall stellen Kirchen dar. Hier werden häufig Umluftheizungen mit Gebläsen eingesetzt. Für die besuchernahe Temperierung stellen Infrarotstrahler eine klimaschonende Alternative dar.

Sonderfall Kirchen

Grundlage: Die einzelnen Teile einer Heizung

Eine Heizungsanlage besteht aus vielen Komponenten im gesamten Gebäude

Im Heizungskeller befinden sich Wärmeerzeuger, ggf. ein Wärmespeicher, Pumpen und Ventile. Von hier aus führen Rohre für das Heizwasser zu jedem Heizkörper und dort findet man Thermostatventile zum Einstellen der gewünschten Temperatur im jeweiligen Raum. 

Wird auch das Warmwasser zentral, also durch den Heizkessel, erzeugt, dann gibt es zusätzliche Rohre, die zu jeder Zapfstelle für Warmwasser führen. Den automatischen Betrieb gewährleistet die Regelungseinheit, die meist am oder neben dem Wärmeerzeuger montiert ist. Bei moderneren Systemen kann sie häufig auch per App eingestellt werden.

In Heizsystemen hat jedes Bestandteil Einfluss auf die Effizienz des Gesamtsystems. Die Komponenten werden deshalb durch eine sorgfältige Planung und die passenden Betriebseinstellungen aufeinander abgestimmt. Die Erfahrung mit kirchliche genutzten Gebäuden zeigt, dass die Standard-Einstellungen, z.B. der Heizzeiten, nicht zur tatsächlichen Nutzung passen. Damit bieten sich viele Ansätze für Optimierungen und letztlich zum Energiesparen und für den Klimaschutz.

Heizenergie sparen - auch ohne fachliche Hilfe

Viele Maßnahmen, die den Betrieb von Heizungsanlagen optimieren, können auch ohne die Unterstützung durch einen Anlagenmechaniker durchgeführt werden. Insbesondere dort, wo sich bisher niemand regelmäßig mit den Heizungseinstellungen befasst, kann schnell und ohne finanziellen Aufwand Energie gespart werden – es lohnt sich: in einigen Gebäuden der Nordkirche sind dadurch Einsparungen von bis zu einem Viertel des Energieverbrauchs erzielt worden.

Hier haben wir einen ersten Überblick für Sie zusammengestellt. Weitere Details und Fachinformationen finden Sie in den Downloads weiter unten auf dieser Seite. 

Achtung:  Für Kirchenheizungen gelten andere Anforderungen. Mehr dazu im Kapitel “Kirchen temperieren”.

Anzeige zur Kontrolle und Einstellung der Heizzeiten
© Kirchengemeinde Slate

Zeiten und Temperaturen für Heiz- und Absenkbetrieb einstellen

In Räumen oder Gebäuden, die nicht genutzt werden, sollte die Temperatur abgesenkt werden. Das spart in dieser Zeit je Grad Absenkung ca. 6 Prozent Energie ein. Empfohlen wird eine Absenkung um drei bis vier Grad im Vergleich zur Nutzungszeit. 

Wenn es solche Zeiten regelmäßig gibt, kann diese Absenkung im gesamten Gebäude zentral am Heizkessel eingestellt werden. In der Regel gilt das für die Nachtstunden. In vielen Gemeindehäusern ist aber auch an einzelnen Tagen der Woche nur wenige Stunden oder kein Betrieb, so dass die Heizung auf Absenkbetrieb gestellt werden kann. Vor der Nutzung müssen dann größere Räume rechtzeitig vorher aufgeheizt werden. 

Beim Absenkbetrieb wird die Vorlauftemperatur der Heizungsanlage insgesamt verringert und die Raumtemperatur sinkt ab. Geht das nicht, weil nicht alle Gebäudeteile gleichzeitig abgesenkt werden können, sind die Thermostatventile an den Heizkörpern das Mittel der Wahl, um die Temperatur je Raum zu senken. Vier Grad Absenkung entsprechen dem Unterschied zwischen zwei Zahlen der gängigen Fünfer-Skala. Mithilfe automatischer Thermostatventile lassen sich Absenkzeiten auch raumweise programmieren.

Anzeige zur Kontrolle und Einstellung der Heizzeiten

Heizkörper entlüften, Wasserdruck und Thermostatventile prüfen

Zu Beginn der Heizsaison sollten die Heizkörper entlüftet werden. Prüfen Sie dann auch gleich die Thermostatventile auf Gängigkeit, damit alle Heizkörper auch benutzt werden können. Auch im Heizungskeller sollte in diesem Zuge der Wasserdruck der Heizungsanlage geprüft werden. Steht der Wasserdruckanzeiger unterhalb des markierten Bereichs, ist also der Druck zu niedrig, muss Wasser nachgefüllt werden.

In der warmen Jahreszeit Sommerbetrieb einstellen

Bei modernen Heizanlagen schalten sich Heizkessel und Pumpen bei wärmeren Außentemperaturen automatisch aus. Die meisten Anlagen im Bestand müssen jedoch in den Sommermonaten per Hand abgeschaltet werden, damit sie nicht unnötig Energie verbrauchen. Je größer das Gebäude, desto höher ist auch der dadurch einzusparende Kostenaufwand. 

Anleitung Sommerbetrieb

Mit kleinem Geld die Heizungsanlage optimieren

Füllstandanzeige des Pufferspeichers der Holzheizung in der Kirchengemeinde Slate
© Kirchengemeinde Slate

Eine Heizlastberechnung und der hydraulische Abgleich sind unerlässliche Bausteine effizienter Heizsysteme in kirchlichen Gebäuden. Aber auch einfachere Maßnahmen wie die Rohrdämmung oder ein Pumpentausch tragen zur Einsparung beim Wärmeverbrauch bei. Die Investitionen haben sich nach wenigen Jahren ausgezahlt. 

Wichtig ist eine gute Fachplanung. Viele kirchliche Gemeindehäuser sind komplex: Sie haben verschiedene Nutzungen, z.B. in Kita, Kirchraum oder Kirchenbüro, mit verschiedenen Temperaturanforderungen und Nutzungszeiten. Etliche Gemeindehäuser verfügen über Gebäudeteile aus verschiedenen Bauzeiten mit ihren jeweils unterschiedlichen Anforderungen an Gebäudedämmung und Effizienz. All dies führt dazu, dass für Effizienzmaßnahmen Standardlösungen meist nicht in Frage kommen. Höhere Einsparungen werden daher erzielt, wenn größere Effizienzmaßnahmen mit Fachplanern aus dem Bereich technische Gebäudeanlagen geplant und umgesetzt werden. 

Viele Kirchenkreise der Nordkirche bezuschussen Maßnahmen zur Verbesserung der Heizungseffizienz und auch öffentliche Fördermittel stehen zur Verfügung. Im FörderWegWeiser sind die verfügbaren Programme zusammengestellt.

Heizungspumpen austauschen

Wenn in ihrem Heizungskeller noch in Stufen einstellbare Heizungspumpen arbeiten, sollten diese durch drehzahlgeregelte Hocheffizienzpumpen getauscht werden. Diese verbrauchen bis zu 90% weniger Strom für den Heizwassertransport durchs gesamte Haus und der Austausch lohnt sich oft schon nach wenigen Jahren.

Heizungsrohre dämmen

In nicht wenigen alten Gebäuden sind die Heizungsrohre im Keller und anderen unbeheizten Räumen nicht ausreichend gedämmt. Hier nachzubessern, kostet nicht viel und reduziert die Energieverluste erheblich.

Hydraulischer Abgleich – FAQ

Heizungskörper mit und ohne hydraulischem Abgleich graphisch dargestellt
© ra boa wikipedia

Der hydraulische Abgleich beschreibt die Abstimmung aller Teile des Heizsystems aufeinander. Ziel ist es eine gleichmäßige Wärmeverteilung im gesamten Haus zu erreichen, so dass allen Räumen die notwendige Wärmemenge zugeführt wird – nicht zu viel und nicht zu wenig. 

Damit kann unnötiger Energieverbrauch verhindert werden. Ein hydraulischer Abgleich ist insbesondere für komplexe Gemeindehäuser erfolgversprechend.

Hintergrundwissen Heizlastberechnung

Heizlastberechnung - technische Zeichnung
© Nordkirche

Die Heizlast beschreibt, wie viel Wärme einem Gebäude zugeführt werden muss, um die gewünschte Innentemperatur bei einer gegebenen Außentemperatur aufrecht zu erhalten. Diese Auslegungs-Außentemperatur ist abhängig von der Klimazone und liegt in Norddeutschland zwischen minus 10 und minus 14 °C. Die Heizlastberechnung dient als Grundlage für die Bestimmung der Größe des Heizkessels und der Heizkörper und für die Durchführung des hydraulischen Abgleichs.

Berechnet wird die Heizlast (angegeben in W für Watt) im ersten Schritt Raum für Raum und abschließend zur Gebäude-Heizlast aufsummiert. Aus vier Faktoren werden die Wärmeverluste der einzelnen Räume im Gebäude berechnet:

Heizlast = Transmissionswärmeverlust + Lüftungswärmeverlust + Zusätzliche Aufheizlast - Wärmegewinne

Heizungserneuerung – was ist dafür zu bedenken?

Historischer Scheitholzfeuerungskessel, stillgelegt
© Kirchengemeinde Slate

Eine neue Heizung gibt es nicht von der Stange – die Größe des Wärmeerzeugers und die Heizkörper müssen auf das jeweilige Gebäude abgestimmt werden. Die Erfahrung zeigt, dass sich für die häufig komplexen kirchlichen Gebäude und Ensembles eine gründliche Fachplanung lohnt, erst recht, wenn auf klimafreundliche Wärmequellen umgestellt werden soll. 

Eine gute Fachplanung trägt auch dazu bei, dass die neue Heizung zuverlässig, sparsam und umweltschonend läuft. Deshalb ist es wichtig, rechtzeitig mit der Planung zu beginnen und nicht erst, wenn die Heizung kaputt ist. 

In der Kurzinfo zur Heizkesselerneuerung sind die wichtigsten Tipps zusammengestellt. Persönliche Beratung erhalten Sie bei den Ansprechpersonen in Ihrem Kirchenkreis.
 

Klimafreundliche Heiztechnik

Technische Lösungen für eine klimafreundliche Heizung gibt es viele. Welche davon sich in den jeweils sehr verschiedenen kirchlichen Gebäuden in der Nordkirche eignen, ist mit einer guten Planung herauszuarbeiten. Das kostet zwar zunächst Zeit und Geld, lohnt sich aber 

Optionen für die Beheizung kirchlicher Gebäude

Wärmepumpe

Die Entwicklung der Wärmepumpentechnik ist weit vorangeschritten. Sie kann daher auch in größeren Gebäuden oder Gebäudeensembles in Kirchengemeinden effizient eingesetzt werden. In der Nordkirche gibt es zahlreiche Gemeinden, die Erdwärme als Wärmequelle für die Wärmepumpen nutzen.

Damit Wärmepumpen gut und effizient laufen, ist eine gründliche Fachplanung und kontinuierliche Betriebsüberwachung, z.B. im Rahmen eines Energiecontrollings, notwendig.

Schematische Darstellung eines Wärmenetzes zwischen vier Bereichen.
© Umwelt- Klimabüro

Wärmenetzanschluss

Wird im Ort ein Wärmenetz geplant oder liegt ein Netz bereits in Grundstücksnähe, kommt ein Anschluss der kirchlichen Gebäude in Frage. Neue lokale Wärmenetzprojekte lohnen sich häufig eher, wenn sich Kirchengemeinden mit ihrem hohen Wärmebedarf als Ankerkunden beteiligen.

Ein Blick in den Pelletofen der Kirchengemeinde Brandshagen.
© Kirchengemeinde Brandshagen

Heizen mit Holz

Holz als Wärmequelle ist vor allem dann klimafreundlich, wenn es aus der eigenen Bewirtschaftung in der Region kommt. Etliche Kirchengemeinden verfügen über Ackerflächen mit Knickbewirtschaftung oder besitzen eigene Wälder.

Mehr Hintergrund und Fachwissen: Wichtige Downloads

Erste Seite des Dokuments „Energiespar-Ratgeber Nordkirche, 2023“

Energiespar-Ratgeber Nordkirche, 2023

Energiespar-Ratgeber Nordkirche, 2023

Der Ratgeber beschreibt übersichtlich, welche Schritte Kirchengemeinden zum Energiesparen gehen können, angefangen von der Planung, über die Beteiligung der Gemeinde, bis hin zu ersten Maßnahmen.

Schwerpunkt des Ratgebers sind kurzfristige Maßnahmen, die ohne große Investitionen umgesetzt werden können. Der Ratgeber liefert Ihnen Tipps für Gemeindehäuser und -zentren. Denn: Für Sakralräume gelten ein paar Sonderregeln. Hier stellen Orgel, Inventar und Kunstschätze besondere Anforderungen, die Vorrang haben. Dennoch lässt sich auch in Kirchen viel Energie sparen. Für Kindertagesstätten, Verwaltungen und weitere Einrichtungen finden Sie ergänzende Hinweise.

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Erste Seite des Dokuments „Kurzinfo: Heizungsoptimierung“

Kurzinfo: Heizungsoptimierung

Kurzinfo: Heizungsoptimierung

Viele Heizungen können viel effizienter laufen, wenn ein paar grundlegende Einstellungen beachtet werden. Dazu ist keine fachliche Hilfe nötig. Mit diesem Überblick können Sie ganz einfach selber tätig werden.

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Erste Seite des Dokuments „Kurzinfo: Klimafreundliche Heizsysteme“

Kurzinfo: Klimafreundliche Heizsysteme

Kurzinfo: Klimafreundliche Heizsysteme

Auf drei Seiten wichtige Informationen zum CO2-Preis, zu Fördermitteln, Tipps für die Planung im Vorfeld und den anschließenden Betrieb.

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Erste Seite des Dokuments „Kurzinfo: Heizkesselerneuerung“

Kurzinfo: Heizkesselerneuerung

Kurzinfo: Heizkesselerneuerung

Sobald der Heizkessel Ihrer Gemeindegebäude eine Betriebszeit von 20 Jahren erreicht hat, sollten die Planungen für einen möglichen Austausch beginnen. Auf dieser Kurzinfo lesen Sie sieben wichtige Punkte, die Sie beachten müssen.

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Erste Seite des Dokuments „Kurzinfo: CO2-Preis“

Kurzinfo: CO2-Preis

Kurzinfo: CO2-Preis

Seit dem 1. Januar 2021 gilt die bundesweite Regelung zum CO2-Preis für fossile Heizenergie und Kraftstoffe. Die wichtigsten gesetzlichen Regelungen, die Auswirkungen für Gemeinden und kirchliche Einrichtungen und was sie gegen Kostensteigerungen tun können, lesen Sie in dieser Kurzinfo.

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Erste Seite des Dokuments „Kurzinfo: Holzpellet-Lager“

Kurzinfo: Holzpellet-Lager

Kurzinfo: Holzpellet-Lager

Bei der Lagerung von Holzpellets sind einige Dinge zu beachten. Hier erfahren Sie kompakt, auf welche Qualität es ankommt, wie der Lagerraum beschaffen sein sollte und wie er befüllt und gewartet wird.

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Erste Seite des Dokuments „Energie sparen durch Sommerbetrieb der Heizung HH Ost“

Energie sparen durch Sommerbetrieb der Heizung HH Ost

Energie sparen durch Sommerbetrieb der Heizung HH Ost

Anleitung Sommerbetrieb von Heizungen

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