Pastorin und Küsterin in Flensburg "bewegen was" für nachhaltige Mobilität. Ein Interview
28. November 2024
Küsterin Heike Thordsen von der evangelischen Kirchengemeinde St. Jürgen und Pastorin Kristina Fieder von der Nachbargemeinde St. Johannis in Flensburg sind umgestiegen: Und zwar auf das Fahrrad. Ein Auto ist bereits abgeschafft. Beide stellen fest, dass sie ihren jeweiligen Arbeitsalltag auch sehr gut mit dem Fahrrad erledigen können: Ob Blumen für die Kirche oder Kaffee für Sitzungen: Die Satteltaschen sind groß genug. Und auch Besuche bei Kranken, Taufgespräche oder Einsatz in der Kita: Pastorin Fieder radelt los.
Unser Klimaschutzmanager für Mobilität, Jonas Fischer, hat beide zum Gespräch getroffen:
Heike Thordsen, du bist Küsterin der Kirchengemeinde St. Jürgen in Flensburg und hast mir auf dem letzten Küstertag erzählt, dass du viel mit dem Fahrrad unterwegs bist. Erzähl doch mal?
Heike Thordsen: Ja genau. Man sieht mich immer mit dem Rad die Berge hoch und runterfahren. Genauso wie die Pastorin Kristina Fiedler aus der Nachbargemeinde, mit der wir kooperieren.
Fahrt ihr hauptsächlich privat mit dem Fahrrad oder auch in eurer Tätigkeit als Küsterin und Pastorin?
Heike Thordsen: Ich fahr immer ständig alles mit dem Rad.
Kristina Fieder: Genau. Privat oder dienstlich – quasi immer mit dem Rad.
Was sind eure Hauptaufgaben als Küsterin und Pastorin in euren Gemeinden, für die ihr mobil sein müsst?
Heike Thordsen: Ich kümmere mich darum, dass die Kirche schön und sauber ist. Für die Gottesdienste besorge ich immer frische Blumen mit dem Rad. Für den Erntedankgottesdienst war ich dann mehrmals unterwegs, um die Erntegaben zu besorgen. Dafür gab es auch Sonnenblumen und Mais frisch vom Feld.
Ich bereite auch Veranstaltungen vor und decke die Tische ein. So ein Einkauf mit Kaffee, Keksen, Milch, Kerzen, Servietten und Co. Das geht auch mit dem Fahrrad, genauso wie die Wäsche zum Mangeln zu fahren.
Die Außenanlagen gehören auch zu meinen Aufgaben. Zum Beispiel muss ich regelmäßig Benzin für den Rasenmäher besorgen und für Reparaturarbeiten mit dem Rad zum Baumarkt fahren.
Kristina Fieder: Ich fahre viel hin und her zwischen den Gemeinden und zu Besuchen, ins Pflegeheim, auf den Friedhof, in die Kita… Eben immer hin zu den Menschen. Für Besorgungen, meine Erzählkiste für die Kita oder die Materialien für eine Strandtaufe benutze ich dann meine Satteltaschen und den Korb. Das geht wunderbar.
"Mehrmals am Tag den Berg rauf und runter"
Habt ihr eine Lieblingsaufgabe in euren Kirchengemeinden? Und hat die vielleicht auch was mit Radfahren zu tun?
Heike Thordsen: Am liebsten arbeite ich im Garten. Dafür muss ich dann schon mal mit dem Rad zum Pflanzencenter fahren. Und ich mache auch gern den Kirchendienst.
Kristina Fieder: Ich fahre am liebsten mit dem Rad in die Kita und mache dort religionspädagogische Arbeit. Außerdem liebe ich Gottesdienste, in denen ich Menschen an wichtigen Punkten in ihrem Leben begleite – Taufen, Hochzeiten, Beerdigungen… Da fahre ich selbstverständlich auch mit dem Rad hin.
Habt ihr ein elektrisches oder ein normales Rad?
Heike Thordsen: Ich habe beides. Welches ich benutze, entscheide ich, je nach dem, was anliegt. Wenn ich nur durch die Gegend fahre, brauche ich nicht unbedingt einen Motor. Aber manchmal transportiere ich auch schwere Dinge und dann brauche ich das E-Bike.
Kristina Fieder: Ich habe ein E-Bike. Ich fahre manchmal mehrmals am Tag den Berg hoch und runter. Da ist es gut, wenn ich nicht so sehr aus der Puste komme, vor Gesprächen zum Beispiel.
"Ich begegne Menschen aus der Gemeinde"
Gibt es auch Wege, die ihr nicht mit dem Rad fahrt? Wohin fahrt ihr überall?
Heike Thordsen: Ich fahre nicht gern durch die Stadt, dann fahre ich lieber außen herum und hab es entspannter.
Kristina Fieder: Ich nehme auch für kürzere Strecken gern das Rad. Nur wenn es sehr weit ist, dann fahr ich nicht unbedingt Rad…
Was genießt ihr am meisten am Radfahren?
Heike Thordsen: Auf Feldwegen kann ich meine Gedanken fließen lassen. Ich tue etwas für mein Immunsystem und meine Kondition. In der Stadt freue ich mich, wenn ich an den Autos vorbeifahre, die im Stau stehen. Das passiert gar nicht so selten in Flensburg.
Kristina Fieder: Ich genieße die frische Luft und die Bewegung, vor allem zwischen Terminen oder wenn ein Termin emotional anspruchsvoll war. Und ich begegne Menschen aus unseren Gemeinden unterwegs. Das finde ich schön. Heike begegnet mir zum Beispiel häufig: Ich düse runter, Heike strampelt bergauf.
Gute Kleidung und ein sicherer Ort zum Anschließen sind wichtig
Ist es immer leicht oder schön mit dem Rad zu fahren oder gibt es auch Tage, an denen ihr lieber anders mobil wärt?
Heike Thordsen: Ich bin gelernte Gärtnerin und gewohnt, dass es nicht immer schön ist. Gute Kleidung ist wichtig und dann ist es auch bei Schlechtwetter kein Problem. Dadurch bin ich robust.
Und der Regen ist ja auch wichtig für die Natur. Bei Eis und Schnee fühle ich mich im Auto ja auch nicht sicher. Dann schiebe ich mein Rad halt mal eine kurze Strecke.
Kristina Fieder: Gute Kleidung ist echt wichtig – dann macht mir das Wetter auch nicht so viel aus. Bei Sturm finde ich es anstrengend Fahrrad zu fahren, aber das passt schon.
Was sind eure größten Herausforderungen, wenn ihr mit dem Rad fahrt?
Heike Thordsen: Wenn man etwas Größeres transportieren muss, zum Beispiel aus dem Baumarkt, ist das schon eine Herausforderung. Und in der Stadt ist es nicht so einfach, das Fahrrad sicher anzuschließen.
Kristina Fieder: Das Problem, einen guten Ort zum Anschließen zu finden, kenne ich auch. Mir ist schon mal ein Fahrrad geklaut worden…
Kristina, was sind deine längsten Wege und wie schaffst du die?
Kristina: Fortbildungen, Konvente oder Beerdigungen außerhalb sind dienstlich meine weitesten Wege. Aber da fahren dann ja immer andere Leute hin und ich fahre einfach mit. Ansonsten fahre ich auch gern mit Bus und Bahn.
Wenn ihr euch etwas in Bezug auf das Radfahren wünschen könntet, was wäre es?
Heike Thordsen: Mehr Rücksicht von anderen Verkehrsteilnehmenden.
Kristina Fieder: Oh ja! Und bessere Radwege.
Vielen Dank für das Gespräch.